Die richtige Kopflagerung und Kopfkissenhöhe zur Vermeidung von Nackenschmerzen.
Rolf Giesecke: Nicht weniger als das Himmelsgewölbe hat der Titan ATLAS zu tragen, Figur der griechischen Mythologie. Er ist Namenspatron für den ersten Halswirbel, der beim Menschen große Leistungen vollbringen muss: er trägt die Last des Kopfes. Kapseln, Bänder und Muskeln verbinden den ATLAS mit der Schädelbasis und dem zweiten Halswirbel. In keiner anderen Region des Körpers gibt es auf so engem Raum so viele Nervenrezeptoren wie hier. Hinzu kommt, dass sensible Bereiche wie das Innenohr, das Kiefergelenk und das Gleichgewichtsorgan in unmittelbarer Nähe liegen.
Auch als medizinischer Laie kann man sich vorstellen, dass eine Fehlstellung, selbst wenn sie nur minimal ist, an dieser hochkomplexen Stelle Beschwerden auslösen kann. Und um diese Fehlstellung während der Nacht und damit Beschwerden zu vermeiden, ist die richtige Kopflagerung und Kopfkissenhöhe so wichtig. Wie man das macht, lesen Sie hier. Grundsätzlich soll das Kissen dem Kopf Halt bieten und dafür sorgen, dass die Halswirbelsäule nicht abknickt. Das Kopfkissen darf daher nicht zu breit sein (40×80 cm ist ideal), denn wie der Name schon sagt, ist das Kissen für den Kopf bestimmt, und die Schultern sollten nicht darauf zu liegen kommen.
So stellen Sie die Kopfkissenhöhe richtig ein:
1. Ziehen Sie ein Oberteil mit senkrechten Streifen an oder – besser – bekleiden den Oberkörper nicht, so dass die Wirbelsäule gesehen oder auch besser getastet werden kann. Farbige Klebepunkte entlang der Wirbelsäule können helfen.
2. Legen Sie sich auf die Matratze und zwar zunächst auf den Rücken. Eine zweite Person steht in einem Abstand zum Bett, geht am besten etwas in die Hocke, und stellt fest, ob sich Ihr Kopf auf dem Kopfkissen in einer zur Wirbelsäule verlängerten Waagerechten befindet, oder ob der Kopf abgeknickt liegt: zu hoch (Kinn zeigt zur Brust) oder zu tief (HWS wird überdehnt).
3. Liegen Sie zu hoch auf dem Kissen, entnehmen Sie solange Kissenmaterial, bis die waagerechte Position gefunden worden ist. Liegen Sie zu niedrig, füllen Sie das Kissen entsprechend auf.
4. Legen Sie sich nun auf die Seite, ob rechts oder links ist zunächst egal. Die Kontrollperson sollte Ihren Rücken sehen. Die senkrechten Streifen des Oberteils oder der direkte Blick auf die Wirbelsäule erleichtern nun die Bewertung. Wenn Ihnen Ihre Matratze die richtige orthopädische Lagerung ermöglicht und Schulter und Becken können entsprechend einsinken, bilden Kopf, Oberkörper und Becken eine Gerade.
5. Liegt Ihr Kopf auch in der Seitenlage wie gewünscht auf dem Kissen und bildet eine Gerade mit der Wirbelsäule? Wenn nicht, korrigieren Sie noch ein wenig die Höhe.
Schlussbemerkung: Jedes neu gekaufte Kissen ist in der Regel viel zu dick gefüllt. Ein Inlettreißverschluss ist daher unbedingt notwendig, andernfalls verzichten Sie auf den Kauf. Wenn Ihnen die Durchführung der Punkte 1 – 5 umständlich erscheinen sollte, dann nehmen Sie zunächst etwa die Hälfte des Füllmaterials heraus und probieren es aus. Auch so erreichen Sie das Ziel in wenigen Schritten. Nackenschmerzen werden Sie dann bald nicht mehr haben.
Auch wenn es Ihnen zunächst schwerfallen sollte, liebe schlechte Gewohnheiten aufzugeben, so rate ich zur Beachtung meiner Empfehlungen. Haben Sie große Probleme mit der neuen Lagerung des Kopfes, so können Sie die Kopfkissenhöhe auch über mehrere Etappen peu à peu verändern.